Dienstag, 19. Mai 2009

Mehrheit befürwortet Internetsperren [UPDATE]

"Die Bundesregierung plant ein Gesetz zur Sperrung von Internetseiten, die kinderpornografische Inhalte verbreiten. Eine Mehrheit von 92 Prozent der Deutschen befürwortet ein solches Gesetz, 7 Prozent sehen in einer Sperrung keine sinnvolle Maßnahme gegen die Verbreitung von Kinderpornografie im Netz. Generell sprechen sich die Deutschen für ein Internet aus, in dem der Staat Seiten mit strafbaren Inhalten kontrollieren und sperren kann. Ein völlig freies Internet ohne staatliche Kontrolle fordern 9."
Quelle: infratest-dimap.de

Diese Zahlen gingen durch die Medien und sollen den Eindruck erwecken wie toll alle Bürger den Start der Zensur finden. Man braucht sich nur kurz die Fragen anschauen um zu begreifen, wie man zu dem Ergebnis kam. Gefragt wurde nicht etwa ganz objektiv "Finden sie... gut?" o.ä., sondern wie bei Umfragen mit vorher gewünschtem Ergebnis gewohnt:
"Die Bundesregierung plant ein Gesetz zur Sperrung von kinderpornographischen Seiten im Internet. Kritiker befürchten eine Zensur und bezweifeln die Wirksamkeit solcher Sperren. Befürworter betonen dagegen, dass solche Sperren eine sinnvolle und wirksame Maßnahme im Kampf gegen die Verbreitung solcher Bilder sind. Wie sehen Sie das: Sind Sie für ein Gesetz zur Sperrung kinderpornographischer Seiten im Internet oder dagegen?"

Mit der Fragenstellung, an einen kleinen Vortrag grenzend, setzt man den Befragten was Fertiges mit dem Schlußsatz "Sind Sie für ein Gesetz zur Sperrung kinderpornographischer Seiten im Internet oder dagegen?" vor, was man kaum verneinen kann, ohne Angst haben zu müssen als Befürworter von Kinderpornographie dazustehen. Für die Befragten bildet sich im Kopf die Frage "Ist was gegen Kinderpornographie zu unternehmen gut?" als eigentliches Thema der Umfrage. Zusätzlich ist das für Leute ohne Wissen zum Thema, dass diese Sperren nur Schein sind und gerade kein Kampf gegen das Problem, natürlich gut. Dazu beigetragen hat der größte Teil der (neoliberalen) Massenmedien. Nur Zeit, Sueddeutsche & Co. brachten sachliche Artikel zur Thematik.

In der zweiten Frage wird der Eindruck erweckt das heutige Internet wäre ein vollkommen rechtloser Raum, in dem jeder unbeobachtet und ungestraft alles tun könne. "Was für ein Internet bevorzugen Sie persönlich? Eines, das völlig frei ist von staatlicher Kontrolle - und damit zum Beispiel auch kinderpornographische Darstellungen enthält - oder eines, in dem vom Staat bestimmte strafbare Inhalte auch kontrolliert und gesperrt werden können?"
Eine Umfrage nach Prinzip: "Was wollen Sie: Weltkrieg oder -IHR THEMA EINSETZEN-?" (s. nä. Absatz) Das Internet gehört zum neuen Markt der Abmahner und Kontrolleure. Man ist weder wirklich anonym, noch weniger ohne staatliche Beobachtung und Kontrolle. Der Staat und jeder kann schon immer Anzeige erstatten und ggfs. auch Seiten schließen lassen. An dem Umstand und dessen Vollzug, Schwierigkeiten z.B. bei Seiten im Ausland, ändert sich nichts. Gegen Kriminelles, das es überall, nicht minder in der realen Welt seit Menschengedenken gibt(!), wird im Netz wie in der Realität vorgegangen. Die Massenmedien berichten jedoch massiv und fast ausschließlich über "Gefahr aus dem Internet" und stellen es als das Böse dar, da es ihr Konkurrent ist und den alten Medien den Rang abläuft...

So kommt man bei der zweiten Frage erneut mit dem billigen "Angstmach-Trick" ("Was willst Du: Ganz Böses oder lieber die totalitäre Antwort?") und Kinderpornographie zum gewünschten Ergebnis.
Wer hier offen NEIN sagt, glaubt automatisch damit FÜR Kinderpornographie und strafbare Inhalte zu sein. Eine objektive Umfrage lautet z.B. "Befürworten sie mehr staatliche Kontrolle & evtl. Zensur im Internet?" Die Frage ist sowas von dumm und subjektiv, um bestimmte Antworten zu bekommen, gestaltet. Wer bewusst nach extrem Negativem fragt, bekommt dazu immer Ablehnung. Vergleichbar wäre eine Umfrage:
"Was für eine Welt bevorzugen Sie persönlich? Eine, die völlig frei ist von staatlicher Kontrolle - und damit zum Beispiel auch Kinderpornographie, Mord und Überfälle enthält - oder eine, in der vom Staat bestimmte kriminelle Gefahren auch notfalls totalitär kontrolliert und bekämpft werden können?"
Was die Leute darauf antworten steht fest, da man als Auswahl nur extrem Schlimm und Staat darf/soll/muss anbietet! Einmaliger Sonderfall? Nein! So entstehen alle Umfragen! Je nach Auftraggeber werden die Fragen gestaltet um das Ergebnis in die eine oder andere Richtung zu bewegen.

UPDATE:
Mehr als 90 Prozent gegen Sperrungen im Internet
Dank suggestiver Fragen kann viel belegt werden, auch, dass eine Mehrheit Netzsperren befürwortet. Werden die Fragen anders formuliert, ist das Ergebnis aber genau umgekehrt. Den Beweis liefert ein kleiner Verein, der bei Infratest eine Umfrage in Auftrag gegeben hat.
[...]
"Der Zugang zu Internetseiten mit Kinderpornographie sollte durch eine Sperre erschwert werden, das reicht aus, auch wenn die Seiten selbst dann noch vorhanden und für jedermann erreichbar sind."

Klingt etwas anders. Suggeriert es doch, dass die Sperren zwar wirksam sein mögen, die Inhalte aber immer noch im Netz sind. Das Ergebnis: Nur fünf Prozent der insgesamt 1000 Befragten sind gegen eine solche Lösung, mehr als 90 Prozent also lehnen Netzsperren ab.

Quelle & ganzer Artikel: tagesspiegel.de

In der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland wären fast alle Umfragen in der Bevölkerung auch von vorherein ganz im Sinne der Befrager ausgefallen. Nicht etwa da die Nazis die Umfragen gefälscht oder bekannten Tricks mit Fragenstellungen benutzt hätten. Das Nazi-Regime schaffte es zügig alles gleichzuschalten, dazu gehörte per Propaganda das Denken (u.a. durch Angstmache wie heute) der Bevölkerung. Deswegen hätten Fragen zum Thema der damals von den Nazis durch übelste Massenmedien-Propaganda (existierte schon zu der Zeit) erschaffenen Ängste (z.B. gegenüber Juden) sicher auch 90%+ Zustimmung erfahren. Deshalb braucht unsere Politik das Terror-Phantom, ständig Terrordrohungen, ab und zu verhinderte und durchgeführte (tlw. inszenierte) Anschläge.

Als Herrscher (Staat) muss man Angst schüren, diese zu bekämpfen wollen vorgeben und kann Schritt für Schritt seine Macht & Kontrolle der Bürger ausbauen. Die Masse, die sich aufgrund der Angst freiwillig entrechten lässt und nach einem starken Staat schreit freut sich wahnwitzigerweise darüber! Uralter Herrscher-Trick, den seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden, alle Regierungen in allen Staatsformen anwandten. Es ist nichts Geheimes oder eine Verschwörungstheorie, sondern in jedem Geschichtsbuch der jüngeren und älteren Weltgeschichte nachzulesen. Da wundert sich ein Richter beim "Sauerland-Prozess" über die Verteidigung der angeblichen Täter, deren Anwälte vor Gericht bekundeten, dass es Geheimdienstverbindungen gab (u.a. zum CIA). Der Richter lacht darüber und fragt wieso die USA Täter unterstützen sollten, die US-Einrichtungen angreifen wollten. Wieso? Das ganz alte Spiel, man benötigt zu bekämpfende Gegner zur Rechtfertigung der eigenen Aggression (ständige US-Angriffskriege). Strategie der Apannung, Gladio und dutzende aufgeflogene fingierte Kriegsgründe sagen alles. Bloß als Richter hat man dazu besser keine Kenntnis, lieber nach der Pfeife der Mächtigen tanzen, statt ganze Länder (hier USA) bloßzustellen.

Mehr zum Thema:
- "Netzsperren bald aktiv"
- "Wieder Terrorangstmache"
- "Prozess gegen Sauerland-Gruppe"

Foto: Das bekommt man bei gesperrten Seiten zu sehen. Angeblich bei kinderpornographischen Inhalten. Wirklich nur? Der Staat könnte irgendwann genauso auch andere z.B. staatskritische Seiten sperren.