Sonntag, 17. Mai 2009

Nahender Aufschwung in Sicht?

Nur Hoffnung oder stabilisieren sich Wirtschaft & Finanzwelt wieder und das Schlimmste liegt hinter uns? Daran glauben will man gerne. Auf steigende Aktien setzen kann jeder, mit fallenden Kursen umzugehen ist was anderes und kaum das Gebiet derer, die ihr Geld zur Altersvorsorge an der Börse deponieren.

Die Massenmedien berichten täglich über unglaubliche Umsatz- und Gewinneinbrüche bei fast allen Konzernen. Ein Minus von 40-50% ist nichts Seltenes. Gleichzeitig existieren eine Großzahl von Banken- und Hypthekenfinanzierer nur noch durch Hilfe mit Staatsmilliarden. Erst kürzlich gerettete Banken meldeten per frisierten Bilanzen angebliche Gewinne, doch erst nachdem an den Börsen Wochen zuvor eine Rallye starte, die durch nichts zu begründen ist.

Die Börse geht nur noch nach oben, obwohl alle Firmen miserable Geschäftszahlen nennen? Weil es hätte schlimmer sein können? Wieviel schlimmer? Noch drastischer ist fast unmöglich. Setzt man seine Erwartungen bewusst übertrieben tief auf schlimmer als schlimmstmöglich, ist alles positiv aufnehmbar. Erst hinterher, nach Start der Aktienmarkt-Rallye, findet man in den Massenmedien vermehrt Meldungen über Lichtblicke und Anzeichen, die auf ein baldiges Ende der Krise hindeuten sollen. Ein Versuch des Erklärens, irgendein Grund muss es doch für die Rallye geben, oder spielen die an der Börse nur? Das kann nicht sein!

Es kaufen zum Großteil Banken mit Rettungsmillarden und einiges erklärt der Mitläufer-Effekt. Die Masse sieht steigende Kurse und ist im Glauben den idealen Moment für eine längere Anlage gefunden zu haben. So günstig geht es nie wieder... und rein! Dadurch hielt man die Rallye bislang am Leben. Als sie dann lief, kamen erste positivere Verbrauchervertrauen-Umfragen. Das sagt uns bloß, dass das Spiel funktioniert. Angeheizt von steigenden Kursen und der donnernden Positiv-Propaganda der Politiker und Medien beeinflusste man die Menschen (Verbraucher) was natürlich positivere Ergebnisse der "Opfer" zur Folge hatte. In den Umfragen sind keine der vielen millionen neuen Arbeitslosen drin. Immer mehr Leute verlieren ihre Arbeit, bekommen weniger Geld, Kaufkraft und Vertrauen. Dann war da doch der ifo-Geschäftsklimaindex! Hier die Grafik dazu inkl. der April-Daten. Das wichtigste Kriterium "Geschäftsbeurteilung" (aktuelle Lage in blau) ist auf Rekord-Tief! "Geschäftsklima" (Mittelwert aus den Salden der Geschäftslage und der Erwartungen in rot) - mit kurzem Aufwärtstrend - auch. Einzig die "Geschäftserwartungen" (orange) gingen durch die Propaganda des nahenden Krisenendes leicht hoch, ohne die Rekordtiefe für sich zu verlassen. Die Grafik mit den BIP-Zahlen sagt ebenfalls viel aus. Logisch, alles deutet auf Aufschwung hin!

Heute erfährt man ganz vorsichtig formuliert, dass Porsche, BMW, Ford, Iveco, Hochtief und mehr Staatshilfe! Sie brauchen dringend zum Überleben Staatsgeld oder das wars! Welch klares Anzeichen für das Ende der Krise. Erst die Banken, dann diese und längst über 1000 Firmen, die nur mit Staatshilfe weiter überleben können...

Bilanztechnisch werden sich durchaus viele Konzerne retten können. Man baut viele Arbeitsplätze ab, verkleinert Firma und Produktion um in die Gewinnzone zu kommen. Dann mit geschrumpfter "Mini-Bilanz", da man kaum noch was verkauft. Bevor man jubelt, sollte zu bedenken sein, dass alte Aktienhöchstände und Rallyes damit nicht gerechtfertigt sind. Vor der heutigen "alles wird besser Propaganda" waren Negativmeldungen über (enorm) gesunkene Umsatz-, Gewinn- und Absatzzahlen ein Grund für fallende Kurse.

Objektiv bleibt zu sagen, der Fall kann sich den Zahlen nach verlangsamen, jedoch nicht gestoppt werden. Ob sich ein Brand mit 12 km/h oder 9 km/h ausbreitet, wird er nicht gelöscht, sollte kaum der springende Punkt sein. Eine Verlangsamung deutet negativerweise auf lange Rezession/Depression hin, was den Schaden maximiert. Länger leiden, mehr Zerstörung und Opfer. Der Brand brennt länger und erreicht eine ungeheuere Größe.