Donnerstag, 20. August 2009

Zeitarbeit in Deutschland: Mini-Lohn, schlechter als in anderen Ländern

Als heute "Deutsche Leiharbeiter werden im europäischen Vergleich schlecht bezahlt" (zeit.de) gemeldet wurde, kritisierte sofort der DGB die Angelegenheit.

Als sei das eine Neuigkeit und heute erst entdeckt wurden! Seit Jahren, vor Merkels Amtsantritt, steht fest, dass Firmen immer mehr Zeit-/Leiharbeiter statt reguläre Arbeitskräfte "einstellen" und miserabel bezahlen. Nicht, dass sie aus dynamischer Auftragslage darauf angewiesen wären. Ohne viel Zeitarbeit ging es bislang auch. Sie tun es rein aus Kostenersparnis (= Lohn) und dem viel einfacheren Weg der nicht nötigen Kündigung etc.

Addiert man alle geldwerten Vorteile, kann man mit Leiharbeitern bis zu über 50% an Gehalt/Boni sparen! Leiharbeiter bekommen nicht allein weniger Gehalt, sondern ihnen fehlen so gut wie alle oder alle geldwerten Vorteile der Festangestellten. Dazu noch die extreme Unsicherheit. Man kann quasi von Tag zu Tag auf der Straße stehen und keine Beschäftigung haben.

Hier im Blog wurde schon vor langer Zeit gefordert Leiharbeitern statt deutlich weniger, mehr Gehalt als den regulären Arbeitskräften zu zahlen. Leiharbeiter müssen sich "ständig" neu einleben und einlernen, haben wesentlich unsicherere Beschäftigung und müssen auch sonst flexibler in allem sein. Das rechtfertigt bessere und keinesfalls schlechtere Bezahlung als festangestellte Arbeitskräfte!


"In Deutschland sei das Lohnniveau derart niedrig, dass jeder achte Leiharbeiter auf ergänzende staatliche Leistungen angewiesen sei."
Quelle: zeit.de

Schröder fing unter Rot-Grün mit gesetzlicher Erleichterung der Zeitarbeit an, was danach unter Merkel (Schwarz-Rot) weiter im Interesse der Betriebe und Zeitarbeitsfirmen (bei Konzernen inzwischen oft betriebseigene!) vorangetrieben wurde. Neoliberale Politik von Rot-Grün und der Großen Koalition, völlig für Ziele der Elite/Firmen, heißt fortgeschritten die Arbeitskraft der Deutschen auszubeuten. Das Geld, das den Arbeitern und Angestellten fehlt, verschwindet nicht, es wandert direkt einige Stufen nach oben. Die Reichen steigern ihren Profit und die Armen werden ärmer. Der Keil wird größer. Immer mehr Menschen verarmen, während auf der anderen Seite immer mehr verdienen. Die Masse steht jedoch auf der armen Seite und es werden täglich mehr.


Es geht auch besser. Zwei positive Beispiele:

- Frankreich: Dort wird den Leiharbeitern nicht nur die gleiche Bezahlung gewährt wie den Stammbeschäftigten, sondern auch eine zehnprozentige "Prekaritätsprämie" als Ausgleich für ihr instabiles Beschäftigungsverhältnis.

- Großbritannien: Nach zwölf Wochen gelte der Grundsatz der gleichen Bezahlung, während es in Deutschland die Möglichkeit gebe, vom "Equal Pay"-Prinzip abzuweichen.
Quelle: zeit.de

In Deutschland gibt es nicht nur die Möglichkeit viel weniger zu zahlen und alle für Angestellten geltenden Boni/Rxtras zu streichen. Hier ist es Normalzustand und bei fast jeder Zeitarbeitsfirma so! Minimale, immer noch lächerliche, (geldwertige) "Extras" werden nur vereinzelt und dann mit kaum Nutzen angeboten. In diesen Fällen kann sich um Täuschung handeln. Wenn man zwar Extraleistungen bekommt, dafür aber weniger Lohn als bei Zeitarbeitsfirmen ohne das.


Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
Artikel 23

1. Jeder hat das Recht auf Arbeit, auf freie Berufswahl, auf gerechte und befriedigende Arbeitsbedingungen sowie auf Schutz vor Arbeitslosigkeit.

2. Jeder, ohne Unterschied, hat das Recht
auf gleichen Lohn für gleiche Arbeit.


3. Jeder, der arbeitet, hat das Recht auf gerechte und befriedigende Entlohnung, die ihm und seiner Familie eine der menschlichen Würde entsprechende Existenz sichert, gegebenenfalls ergänzt durch andere soziale Schutzmaßnahmen.

4. Jeder hat das Recht, zum Schutz seiner Interessen Gewerkschaften zu bilden und solchen beizutreten.

Quelle: de.wikisource.org

Die Zeitarbeit in Deutschland ist demnach größtenteils (fast alles zu niedrig bezahlte Zeitarbeiter) gegen die Menschenrechte und sollte vor Gericht endgültig verboten bzw. auf gleichen Lohn, oder mehr, gebracht werden!

Mehr zum Thema:
- "Gleiche Arbeit, gleiches Geld" (IG Metall-Seite)
- "Frank-Walter Steinmeier verspricht Vollbeschäftigung"
- "Wo war der Aufschwung?"
- "Arbeitslosenzahlen in Millionenhöhe gefälscht!"

Grafiken: Aktionsbanner der IG Metall (Hier nutzbar)