Sonntag, 21. Juni 2009

Obama verschärft den Ton [UPDATE 1+2]

"Die iranische Regierung müsse erkennen, dass die Welt auf sie blicke. Die Art, wie sie mit denen umgehe, die sich mit friedlichen Mitteln Gehör verschaffen wollten, sende "ein ziemlich klares Signal an die internationale Gemeinschaft dazu aus, was der Iran ist und was er nicht ist", sagte Obama."
Quelle: tagesschau.de

Wenn der Iran sich gegen einen regelrechten Aufstand und Krawall wehrt, ist es eine schlechte Art, wie man damit umgeht. Die USA oder EU-Staaten, inklusive Deutschland, dürfen sich aber immer radikal gegen jede friedliche Demonstration mit Schlägen/Knüppelei, Wasserwerfer, Tränengas & Co. wehren? Bei uns selbst gibt es auch immer wieder unschuldige Todesopfer und sehr viele Verletzte durch Polizeigewalt. Zuletzt in London beim G8-Gipfel.

Unsere Regierungen wehren sich mit aller Gewalt gegen viel friedlichere und nicht im Versuch den Staat zu stürzen befindliche Demos und bringen sie mit Knüppeln, Wasserwerfer, Tränengas und Schockgranaten nieder, doch wenn andere Länder, die man nicht mag, es tun, ist es was Schlimmes?
Was würde wohl die britische, amerikanische oder deutsche Polizei (bzw. Merkel) tun, wenn äußerst gewalttätige Mobs gegen eine Wahl protestieren, um zu versuchen ihren unterlegenen Kandidaten ins Amt zu kriegen? Dann wären es fiese, böse radikale Chaoten und Anarchisten, die man vermutlich radikaler und brutaler als bislang im Iran bekämpfen würde.

Siehe die vielen Übergriffe der Polizei in den USA, Europa und bei uns in Deutschland bei Demos!
Ganz grundlos, rein um Macht zu zeigen und um Krawall zu bekommen (die Establishment & "Staatsgegner" in den Medien böse darstellen zu können), greift die Polizei oft - teilweise sich noch zur Demo vorbreitende(!) - Demonstranten mit großer Brutalität an. Gewisse, meist sehr kleine Randalierergruppen lässt man dagegen freien Raum für Aktionen, damit es gute Bilder für die Medien gibt. Diese Gruppen sind u.U. vom Staat selbst durch "V-Männer"/Agents Provocateurs unterwandert/kontrolliert. Kinderleicht dadurch, dass sie eine Rote Fahne oder sonstwas als Legende mit sich führen, erreicht man sein gewünschtes Bild: Der Staat diskreditiert planmässig seine Gegner und ganz wenige Randalierer übertönen in den Massenmedien die zehn- oder hunderttausende (z.B. beim Nato-Gipfel) friedlichen, demokratischen Demonstranten, die die Polizei jedoch aggressiv attackiert und großzügig mit Wasserwerfer, Tränengas und Schockgranaten eindeckt!

Einige Videos aus den USA und EU + Deutschland:
#1 - #2 - #3 - #4 - #5 - #6

Nur wenige Beispiele! Selbe Bilder aus dem Iran = Der Staat ist böse?! Also entweder sind unsere Staaten gleich totalitär gegen jeden Widerspruch zum Staat oder beide (USA/EU und Iran) verhalten sich gleich "gut"!

Eine kurze Recherche im Netz reicht aus um unzählige Videos, Fotos und Berichte über brutalste Polizeiaktionen in den USA & der EU gegen entweder völlig Unbeteiligte oder friedliche, normale Demonstranten zu finden.
(Suche z.B. nach Polizeigewalt, Polizeistaat, Agent Provocateur, Polizei Demo) Doch alles ist super und ok, wird nicht von Obama kristisiert, sondern unterstützt. Nur Proteste gegen den Staat, wenn in von den USA ungeliebten Staaten stattfindend ist gut, dann gehören diese Proteste gegen staatliche Autorität gefördert und man klatscht Beifall, für die, die man im eigenen Land genau so mit diesen Mitteln bekämpft! Wie heuchlerisch!

Von daher kann man Obamas Worte korrigieren:
"Die US und EU-Regierungen müssen erkennen, dass die Welt auf sie blickt. Die Art, wie sie mit denen umgehe, die sich mit friedlichen Mitteln Gehör verschaffen wollten, sende "ein ziemlich klares Signal an die internationale demokratische Gemeinschaft dazu aus, was die USA und EU sind und was sie nicht sind".

NACHTRAG:
Erfahrung mit exakt solchen Aktionen hat man in der CIA:
"Wie der amerikanische Geheimdienst CIA vor 50 Jahren den iranischen Premierminister Mohammed Mossadegh stürzte und das Schah-Regime installierte" (Operation Ajax)
- Zum Text - (zeit.de)

Ausschnitt:
"Doch auf den Straßen Teherans fand sich keine Unterstützung für Reza Pahlevi. Stattdessen erntete man Hohn und Zorn, Standbilder wurden zerstört, und vor allem der kommunistischen Tudeh-Partei schienen neue Kräfte zuzuwachsen. Allerdings handelte es sich bei den vermeintlichen Tudeh-Aktivisten zum Teil um Agents provocateurs, die von der CIA angeheuert worden waren, um eine Gegenreaktion Schah-treuer Kräfte zu provozieren.

Am Ende mussten es die Amerikaner selbst machen: Für den nächsten Tag, den 19. August 1953, mobilisierte die CIA einen Demonstrationszug gegen Mossadegh vom Teheraner Bazar zur Innenstadt. Polizei und Militär schlossen sich dem Zug an, ebenso mehr und mehr Zivilisten, die den (von der CIA per Agents provocateurs provozierten) Ausschreitungen der vorangegangenen Tage entgegentreten wollten. Die Stimmung in Teheran kippte, Anhänger des Schahs und Fazlollah Zahedis nahmen die Radiostation ein und verkündeten die Ablösung Mossadeghs als Premierminister. Zugleich rollte Zahedi, von Gefolgsleuten umgeben, in einem Panzer auf Mossadeghs Haus zu. Bei der mehrstündigen Schlacht, die nun entbrannte, kamen etwa dreihundert Menschen ums Leben. Mossadegh konnte zwar noch einmal fliehen, stellte sich aber am folgenden Tag. Nun kehrte auch der Schah nach Teheran zurück."

- Zum ganzen Text - (zeit.de)

Gleiches Spiel heute wieder! Man versucht nach alter CIA-Manier, die man besonders in Südamerika oft verwendete, in souveränen Staaten putschen und Marionettenregierungen einzusetzen. Typisches Muster, bis heute oft im Einsatz, gerade das mit den Agents provocateurs (Taktik). Zur Zeit ist man gerade dabei den Staat möglichst zu provozieren (s. Angriffe der "Demonstranten" auf MILITÄR-KASERNEN und KRANKENHÄUSER). Welcher Staat würde sich da nicht mit aller Kraft - auch Waffengewalt - wehren?

In den USA und bei uns greift man früher, ungerechtfertigter und effektiver ein, als im Iran. Nicht erst bei echten, fremdgesteuerten Revolutionsversuchen. In den USA oder bei uns in Europa sind die Massenmedien natürlich auf Staatsseite und die "Demonstranten" sind die bösen Chaoten, die geächtet gehören. Im Iran sind es plötzlich die Guten und einfach aus Vermutung ist die Wahl gefälscht? Experten sagen da was anderes. Zum Wahlverhalten (Konservative auf dem Land, nur in Städten evtl. genug Liberale) und Vorwahlumfragen passt das Wahlergebnis.

NACHTRAG #2:

Diese Melding stellte sich als Falschmeldung raus!
Der Wächterrat dementierte die Aussage und die drei Millionen Stimmen sind nur z.B. welche von Städten/Regionen mit 100% Wahlbeteiligung. Im Iran ist man nirgends gemeldet und jeder kann überall wählen. So wählen an einigen Orten mehr als "bekannte" Wähler, was von Fremdwählern aus anderen Regionen kommt.

"Unterdessen hat der mächtige Wächterrat Unregelmäßigkeiten bei der Präsidentenwahl eingestanden. Der Sprecher des Wächterrats sagte im Fernsehsender Irib, die Unregelmäßigkeiten beträfen mehr als drei Millionen Stimmen. Es müsse jedoch noch geprüft werden, ob diese Stimmen für den umstrittenen Wahlausgang entscheidend gewesen seien."
Quelle: faz.net

Also doch Unregelmäßigkeiten? Wäre für die USA nichts so Neues, siehe US-Wahl 2000, die Bush vor Gericht gewonnen hatte und nicht nach Stimmanzahl. Wenn jmd. gewalttätige Proteste (mit Angriffen auf KASERNEN und KRANKENHÄUSER) startet, weil (als Beispiel) angeblich zuviele rosa Plüschelefanten in Regierungsgebäuden seien, dann gesteht man das halt ein und hofft so die Proteste zu mindern. Was der Iran macht ist ein unblutiger Versuch die Proteste zu beenden. Viele Möglichkeiten gibt es nicht. Die andere wäre ein verstärktes Einschreiten der Polizei.

Mehr zum Thema:
- "Wahlbetrug im Iran?"