Mittwoch, 14. Mai 2008

Chávez: Wieso ist er bei "unseren" Politikern so unbeliebt?

"Der venezolanische Präsident Hugo Chávez rutscht auf diplomatischen Parkett gerne mal verbal aus. In seiner südamerikanischen Heimat wachsen derweil die Zweifel an seiner Fähigkeit, die drängenden Probleme Venezuelas zu lösen." [...] "Die Kanzlerin hatte vor ihrer Südamerika-Reise in einem Interview gesagt, Chávez vertrete nicht den gesamten Kontinent. Eigentlich logisch. Nicht aus Sicht des venezolanischen Präsidenten. Der reagierte beleidigt und rückte die CDU-Chefin in seiner wöchentlichen Fernseh- und Radiosendung in die rechte Ecke, die "einst Hitler unterstützte." Quelle: stern.de

Dazu zwei Dinge: 1. Ist das eine reine Behauptung und kommt, sofern sie stimmt, vermutlich von den Leuten (Neolibs & NeoCons), die damals Chávez durch Tricks und einen Putsch entmachten wollten, da er eine Gefahr für ihre Interessen (Abzocke und purer Kommerz zu Lasten der Bevölkerung) darstellt. 2. Handelt es sich hier noch um eine der harmlosesten Behauptungen gegen Chávez.

Zum "Hitler-Vergleich": Da hat er doch Recht! Die Verbindungen und Interessen von Militär und Wirtschaft ("Militärisch-industrieller Komplex", kurz "MIK") waren es, die damals Hitler zur Macht verhalfen und heute genauso noch als Schattenmänner hinter der Politik stehen und ihre Kriege & Politik für sich wollen. Musterbeispiel die USA, mit ihren Angriffskriegen über Angriffskriegen seit fast 60 Jahren! Hitler war Agent des "Reichswehrgeheimdienstes". Bevor man ihn zum Aufbau einer pro Militärpartei, zu der Zeit waren nach WK1 alle Politiker gegen Krieg, in die (noch anders bezeichnete) NSDAP schleuste, war er nachgewiesenermaßen schon in München, für die selben Chefs, mit roter Armbinde unter den Kommunisten aktiv. (s. z.B. J.Fest: "Hitler") Die Nazis verwendeten später auch rot in ihren Flaggen und Armbinden, hier war es die KOMMUNISTISCHE. Ohne die vielen Geldspenden des "MIK", aus Kreisen der Industrie, wäre die NSDAP mehrfach vor 1933 PLEITE gewesen und die NSDAP hätte nie einen (bzw. mehrere!) so teure und massive, bundesweite, Wahlkämpfe führen können. Hitler war dazu da eine Militärdiktatur zu errichten, was er die ersten Jahre auch ganz im Sinne und mit den Planungen sowie der Unterstützung der Förderer tat. Den Plan zur Aufrüstung für den Krieg bis 1939 gab es seit 1925 und er wurde 1939 auf die Division und den Mann genau erfüllt. Ohne die Vorbereitungen lange vor Hitler & den Nazis, hätte Deutschland zw. 1933-1939 nie so schnell und effektiv aufrüsten können. Hitler & Nazis führten den Plan von 1925 nur die letzten Jahre (33-39), im Sinne und wie von den wahren Chefs bestimmt, zu Ende, mehr nicht. Hitler war nur der Auserwählte des "MIK". Hätte man nicht Hitler genommen, hätte ein Anderer Deutschland in den Krieg geführt. Die "mediale" Politik ist nur ein Schauspiel zur Rechtfertigung von dem, was die Mächtigen tun. Spätestens ab 1941 entmachtete er dann die, die ihm zur Macht verhalfen und die Leute (Denker, Planer, Strategen...) hinter ihm waren und führte ab dann als militärstrategisch unerfahrener Laie Deutschland - als eine unglaubliche Abfolge von abstrusen Fehlentscheidungen - in die Niederlage und brachte aufgrund seines Hasses/Fantasismuses Millionen den Tod... Zuvor und danach gab es unzählige Versuche/Planungen seitens des "MIK" Hitler zu entmachten oder töten. Manche (zw. 1933-41) verwirklichte man erst nicht, da Hitler - durch die Erfolgswelle bis 1941 - zu beliebt war und man meinte so nicht legitimiert zu sein. Nach 1941 war es fast unmöglich, da Hitler sich zu gut schützte und ja wusste, wer nun gegen ihn ist und wie gefährlich die sind. Hitler war nicht paranoid. Er hatte das Wissen, dass das "MIK" und damit die Köpfe des Militärs und der Industrie ihn nun weghaben wollten, da er sie, seine Förderer & Chefs(!), per "Putsch" entmachtet hatte.
- Mehr zu diesem Thema, bald in einer Serie, hier im Blog -

Zurück in unsere Zeit: Wer Informationen zur Vorgeschichte, die Lügen, Hetze und den Putsch gegen Chávez lesen oder sehen (Video) will, kann es hier und hier tun. (Unten bei "Zum Jahresende zwei interessante Filme")

Chávez trat sein Amt an, um für sein Land und alle seine Einwohner da zu sein. Nicht nur, wie bei uns, in erster Linie zum Interesse der Industrie (inkl. Waffenindustrie -> Militär), Hochfinanz und Reichen der Oberschicht. Darum wagte es Chávez Energie und andere für den Staat und alle Einwohner wichtigen Firmen zu verstaatlichen. Geschehen z.B. bei Ölfirmen oder der Stahlindustrie. Auch reformierte er das Gesundheitswesen, sorgte für eine Versorgung aller und mehr Bildung.

Freiheit ist wichtig für die Wirtschaft, ansonsten geht sie zum Schaden des Landes den "Bach runter"? Dem kann man zustimmen, sofern man nicht alle Firmen damit meint. Es kann und darf nicht sein, dass fremde Länder die Rohstoffe, Verpflegung, Gesundheit und Arbeitskraft eines Landes zum eigenen Schaden ausnutzen. Ein Land hat die Pflicht sein Wichtigstes zu schützen: Die Bevölkerung des Landes, deren Rohstoffe/Energie, Ernährung/Verpflegung sowie das Gesundheitswesen. Die Privatwirtschaft kann tun was sie will, doch ab einem bestimmten Schaden und Irrsinn, steht es jedem Land zu, nur diese für alle Einwohner lebenswichtigen Bereiche und somit seine Einwohner zu (be-)schützen. Das ist die Pflicht des Staates.

Für was, wenn nicht das, gibt es ansonsten den "Staat" und die Regierung? Nur um für Eigen- und Wirtschaftszwecke tätig zu sein und nicht genauso für die Interessen und dem Schutze der Bevölkerung?

Die Fakten geben ihm Recht. Venezuela geht es so gut wie noch nie! Das Land wird nicht mehr ausgeplündert, wie zuvor z.B. durch die ausländischen Ölfirmen. Am Geschäft mit dem Öl profitiert nun der Staat und damit seine Bürger. 2007 betrug der "Wachstum des BIP in %" noch 3,7%, 2004 18,3% und 2005 sowie 2006 jeweils 10,3%. Das BIP (Bruttoinlandsprodukt) erhöhte sich von -1,0% (1998) auf +6,2% (2007). In Gesamtsumme hat sich BIP von 2004 bis 2007 auf ca. 219 Milliarden US$ verdoppelt. Die Anzahl der Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben, hat sich in Venezuela von 55,4 % (1998) auf 39,7 % (2006) verringert. Die Arbeitslosigkeit hat sich 2007 (7,2%) gegenüber 2003 (16,8%) mehr als halbiert.

Vom Westen gehasst wird Chávez, da er a) vollkommen gegen deren Interessen (z.B. Ölfirmen) verstößt, ihnen finanziell schadet b) sich nicht an die neoliberale-neokonservative Doktrin hält, die man weltweit längst durchgedrückt hat und als goldene Bibel der Politiker dient. Die Politik ist ein Werkzeug rein für Wirtschafts- und Großmachtinteressen, sie erfüllt höchstens nebensächlich noch was für die Bürger zudem c) ist er ebenso ein Störfaktor in der Geopolitik, da er beim "Terrorspiel" nicht im US-Interesse mitmacht, sondern für sein Land.

Mehr zum Thema:
- "Gute Terroristen, böse Terroristen?"
- "Der große Plan" (zeit.de)
- "Grossmachtwahn und Schwertglaube" (zeit.de)

Foto: Hugo Chávez (r.) & Néstor Kirchner - Autor: presidencia.gov.ar - Creative Commons Attribution 2.0