Donnerstag, 12. März 2009

Amoklauf in Winnenden: Wieder "Killerspiele"? [UPDATE]

Nach dem tragischen Amoklauf Tim K. wollen viele aus Politik & Polizei erneut schnelles Handeln vortäuschen und glauben sofort die Ursachen für diese Wahnsinnstat parat zu haben.

"Das Motiv hängt mit dem Internet zusammen“, sagte Polizeisprecher Klaus Hinderer in Waiblingen zur Nachrichtenagentur AP. Auf den Computern des 17-jährigen Ex-Schülers der Realschule wurde nach seinen Angaben ein Kampfspiel, eine Variante der "Counterstrike"-Spiele, gefunden. Darin sei ein Teil des Motivs für den Amoklauf zu sehen. Zu bedenken bleibt aber, dass sich solche Spiele auf zahllosen Computern finden - ohne blutige Konsequenzen."
Quelle: sueddeutsche.de

Da fast jeder Jugendliche sowas spielt, ist logischerweise auch fast jeder Amokläufer ein "Killerspieler". Ein äußerst dummer Umkehrschluß und kein Beweis oder auch nur Indiz für irgendwas. Als Grund kann man dann beliebig was auswählen, was fast jeder Jugendliche tut. Man kann als Grund genauso Cola, Youtube, Kino- & TV-Filme/Serien oder viel Sonstiges nehmen. Das taten alle Amokläufer vor ihrer Tat und tun fast alle Jugendliche auch öfters, wieso ist das nicht der Grund?

Zu seinem Können im Umgang mit Waffen gibt es Infos:
"Tim K. war ein geübter Schütze, bei der Tat verwendete er eine Waffe seines Vaters. Die Tatwaffe entnahm er aus dem Schlafzimmer der Eltern, erklärte Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU). Andere Waffen und Munition seien in zwei Waffenschränken verwahrt und mit einem achtstelligen Zahlencode gesichert gewesen. Vermutlich sei der Sohn an die Zahlenkombination gelangt. Der Täter war Gastschütze im Verein des Vaters. Ob er selbst Mitglied war, sei noch nicht klar, sagte Rech."
Quelle: spiegel.de

Er lernte es vermutlich, da sein Vater Sportschütze war. Mit ihm wird er das Schießen geübt haben. In Spielen lernt man gerade nicht den Umgang mit (echten!) Waffen. Die besten "Killerspieler" werden vermutlich keinswegs mit echten Schußwaffen umgehen können. Noch weniger, werden und können sie reale Waffen mögen und bedienen. Am PC mit der Maus und auf Knopfdruck zu schießen hat nichts mit der Realität gemein.

Die Ursachen für Amokläufe sind ganz komplex und vom Sozialen abzuleiten. Ganz sicher wird keiner durch Spiele, rein zum Spaß Amokläufer. Wie man nun hört, soll der Täter psychatrisch wegen Despression behandelt worden sein. Das führt in Richtung der Ursachen. Der Täter war, durch die Gesellschaft und "einfach selbst" krank und/oder gestört. Ob er zudem, wie es für Millionen ganz üblich ist, auch "Killerspiele spielte, tut nichts zur Sache.

In seiner inzwischen veröffentlichten Ankündigung des Amoklaufs stehen seine Gründe. Nichts mit Killerspielen, Filmen, Cola oder CDU als Grund...

Seine angeblichen Äußerungen:
"Scheiße Bernd, es reicht mir. Ich habe dieses Lotterleben satt, immer dasselbe – alle lachen mich aus, niemand erkennt mein Potenzial." Weiter schrieb Tim K.: „Ich meine es ernst Bernd – ich habe Waffen hier, und ich werde morgen früh an meine frühere Schule gehen und mal so richtig gepflegt grillen. Vielleicht komme ich ja auch davon. Haltet die Ohren offen, Bernd, ihr werdet morgen von mir hören. Merkt Euch nur den Name des Orts: Winnenden. Und jetzt keine Meldung an die Polizei, keine Angst, ich trolle nur."
Quelle: welt.de
(Zuerst wurde als Quelle spiegel.de verwendet, doch da fehlt der letzte Satz! Bei spiegel.de fehlt(e) der letzte Satz! "Trollen" bedeutet nämlich, dass er es dort angeblich nur als Scherz meinte. Es gab demnach keinen Grund sowas der Polizei zu melden... Fast überall in den Massenmedien meldet man das aber nur so, als hätte er ERNSTHAFT die Tat angekündigt. Den letzten Satz läßt man weg und berichtet nicht darüber!)

FÄLSCHUNG? Anscheinend gibt es in dem Forum zu der Zeit keinen solchen Text. Die Ankündigung ist per Grafikprogramm nachträglich gefälscht worden
Neue Infos:
"Tim K. hat seinen Amoklauf in Winnenden wahrscheinlich doch nicht angekündigt. Im Internet findet sich keine Bestätigung für die Echtheit der Drohung in einem Chatroom. Das räumte inzwischen auch die Polizei ein. Es gebe derzeit keinen Beweis, dass Tim K. diesen Eintrag verfasst habe"
Quelle: tagesschau.de

Welchen Eintrag? Es gibt und gab diesen Eintrag nicht im Internet! Es muss also jmd. eine Fälschung auf Tims PC gebracht haben...

Ermittlungspanne: Amoklauf wohl doch nicht angekündigt (heute.de)

Den Eintrag gab es im Forum/Internet nie. Das sagen nicht nur alle wie z.B. Besucher der Seite, inkl. Betreiber, sondern ergibt sofort eine einfache Google (Cache) Recherche:
- Zur Grafik, die das demonstriert -
(Das im ROTEN KASTEN ist das NIE DORT GEWESENE "Posting". s. Zeit/Posting-ID)

War das wirklich eine Panne oder Fehlschlag einer lancierten Lüge? Die Massenmedien spielten, ohne eine Sekunde zu recherchieren, solange es ging brav mit. Alle tippten, wie üblich, brav die Ticker-Meldungen ab.

Es gab den Eintrag nicht nur nicht, sondern man kann in diesem Forum - den Infos nach - selbst keine Texte fettgedruckt schreiben.
Doch die Massenmedien berichten alle groß über diese Ankündigung und die meisten lassen auch noch den wichtigen letzten Satz: "Und jetzt keine Meldung an die Polizei, keine Angst, ich trolle nur." weg. Damit zog er seine Ankündigung (ob echt oder gefälscht) sowieso zurück, da nur ein "Scherz". Die Richtigstellung wird sicherlich nicht als Schlagzeile durch die Medien gehen.

Einer, der sich von allen und der Welt verlassen und missachtet fühlte und auf Rache sinnte. Seine Tat entstand vermutlich ganz langsam aus Hass und Angst über Jahre. Das liegt nicht an irgendwelchen Spielen und die Übung - sowie Freude an Waffen? - zum Schießen hatte er von dem Sportschützenverein. Motiv gefunden! Nur viel zu kompliziert dagegen was zu tun! Paar Schulpsychologen helfen nicht. Die Schulklassen sind einfach zu groß, Lehrer können sich nur um den Lehrstoff und kaum um Soziales kümmern. Weder Grund, Auslöser noch Erfahrung zum Amoklauf (Waffen) haben irgendwas mit Spielen zu tun. Die Schuld liegt allein an dem Täter und seiner realen oder eingebildeten schlechten Behandlung durch die Gesellschaft. Dies muss nichts Einseitiges sein. Der Täter kann ganz oder teilweise schuld daran sein, je, nachdem wie er sich selbst anderen gegenüber verhielt.

"Killerspiele" könnten max. der letzte, von Tätern immer irgendwann, irgendwas Ausgewähltes, Auslöser sein, was eher unwahrscheinlich ist. Bei Gestörten/Kranken, die zu sowas sowieso bereit sind, kann alles als Auslöser dienen. Z.B. der Amoklauf in den USA zuvor, ein Streit mit jmd. oder sogar ein (so empfundener) böser Blick...

Es gab erste Vorschläge seitens der Politik, dass man (legale) Schußwaffenlagerung (von z.B. Sportschützen) Zuhause verbieten und z.B. Zutrittskontrollen an Schulen einrichten sollte. Doch auch wenn das das Problem wäre: Wer wirklich irr und gestört zu so einer Tat ist, der beschafft sich dann die Waffen ILLEGAL. Genauso wird ein Verbot von Spielen nichts ändern. Wer sie wirklich spielen will, wird immer ganz problemlos drankommen. Wenn es Zutrittkontrollen an Schulen gäbe, wären das nur "schnell" die ersten Opfer des Amoklaufes. Rein kommen würde ein guter Schütze, wie hier der Fall, problemlos. Den Überraschungsmoment hat ja immer der Angreifer. Die Schulen immer zu verschließen ist genauso originell, als ob man Türen z.B. per Waffe oder Brecheisen nicht binnen Sekunden geöffnet hätte. Nicht anders steht es um geheime "Amok-Warnung Durchsagen", die es entgegen erster Meldungen bei diesem Amoklauf nicht gab. Wenn der Täter von der Schule ist, wird er die Codesworte wie "Frau komA kommt!" (komA rückwärts = Amok) doch kennen. Der Täter in dem Fall war von dieser Schule, wie (fast?) immer.

"Normale" Menschen reagieren sich mit "Killerspielen" höchstens ab! Damit wird bei jedem Menschen vorhandenes Aggressionspotential ganz ungefährlich verringert. Zudem wieder ein falscher Umkehrschluß: Sowieso irre und gestörte Gewalttäter spielen und mögen natürlich auch gewalttätige Spiele, doch wurden sie nicht durch die Spiele so. Wer schon vorher für Gewalt sozial veranlagt ist, wird diese Spiele natürlich nicht meiden.

Nun aber von Gewalttätern, die solche Spiele spiel(t)en, hinterher auf die Spiele als Ursache schließen, ist so ein aus der Luft gegriffener Unsinn. Da kann man genauso z.B. Bundeswehr, Cola, die Tagesschau, Schäuble oder CDU als Ursache nehmen... Alles, was fast jeder Jugendliche und Amokläufer regelmäßig tat, kann man ganz einfach schnell als Ursache bezeichnen.

"Gewalttäter" lieben sowieso alles mit Gewalt, auch die Spiele. Darum spielten die meisten Gewalttäter sie. Doch das ist zu keinem Grad der Grund oder Auslöser ihrer Tat. Damit wurden sie eher lange Zeit im Zaum und von ihrer Tat abgehalten.

Mehr zum Thema:
- "Killerspiele!"
- stern.de zum Amoklauf
- "Video: Die letzten Sekunden des Amok-Killers" (bild.de)
- "Hexenjagd auf Computerspieler" (freisein.wordpress.com/Blog zum Killerspielewahnsinn)

Foto: Die angebliche Ankündigung der Tat aus einem Chat