Freitag, 4. Januar 2008

Härtere Strafen = Weniger Kriminalität?

In Hessen ist Wahlkampf und darum tönen nun wieder typische, populistische Stammtischreden: Härtere Strafen müssen her, die netten Politiker wollen mehr tun um die Bürger zu schützen und dazu noch bessere Bildung in der Schule. Dass Hessens Ministerpräsident beides bisher im Amt nicht tat, sogar Polizei und Lehrerstellen abbaute, kümmert da nicht weiter.

Nur was soll das bringen? Härte Strafen? Werden Täter vor ihren Taten bestraft und nicht erst nach stattfinden einer Tat? Diese wird also nie verhindert. Dass härtere Strafen zu keinem Teil die Kriminalität verringern, ist längst klar und er - sowie bewiesen: Länder wie die USA, mit viel härteren Strafen haben min. 5-10x mehr Straftaten (auf je 100000 Einw. gerechnet) als wir Deutsche. Weder Todesstrafe, noch lebenslänglich Haft, sorgen für ein Sinken der Kriminalität.

Leute die Straftaten begehen, rechnen in dem Moment natürlich immer damit sowieso dafür nie bestraft zu werden, sonst würden sie es nicht tun, oder die Straftaten finden in keinem Rahmen rationalen Denkens statt. z.B. unter Drogen, Stress, wenn jmd. durchdreht usw.

Die Gewaltkriminalität fiel in den USA? Nur in welchem Zeitrahmen und wieso? Alles steigt und sinkt in gewissen Maßen. Dass die Kriminalität im Vergleich zum exorbitanten Stand, noch viel höher als jetzt, in den 70er und 80ern gesunken ist, hat nichts mit der Bestrafung zu tun. Die Strafen wurden in den USA nicht härter, in vielen Staaten sogar drastisch gelockert! Es gibt genügend US-Staaten, in denen man - wenn möglich - auch oftmals kurze Haft (Tage/Wochen/Monate) oder Bewährung gibt. Also ganz nach europäischem Vorbild und nicht mehr reine, sinnlose Racheurteile zur Bestrafung. Darüber berichten die Weltmedien nur selten, erstaunliche Großurteile (xfach lebenslänglich) oder die Todeseurteile sind interessanter und spannender...

Bleibt als Grund Rache: Die Strafe reine der Bestrafung wegen, wie in den bigotten USA, kann man das Rechtssystem natürlich auch sehen. Rein die Täter - aus Rache - so hart wie möglich bestrafen. Wie du mir, so ich dir. Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Umso höher die Strafe ist, desto höher der Druck auf Täter und Opfer/Zeugen. Daraus folgen die Bedrohung, Beseitigung von Zeugen und starker Druck auf Zeugen, Täter, die wieder morden, um sich der Strafverfolgung zu entziehen. Bei hohen zu erwartenen Strafen wird sich z.B. bei Raubüberfallen die Mordrate erhöhen: Wieso das Opfer als Zeuge überleben lassen, wenn dem Täter eine sehr hohe Strafe droht? Dann immer gleich das Opfer & etwaige andere Zeugen töten, um nicht durch seine Aussage erwischt zu werden.

Bekämpfen kann man Kriminalität nur an ihren Wurzeln: Armut, Aussichtslosigkeit und "Bildungsarmut" sind die Hauptursachen für Jugendkriminalität.

Dafür trägt ausgerechnet Koch mit der CDU in Hessen Verantwortung:

- Hessen hat die schlimmste Jugendarbeitslosigkeit

Selbst die hessische Landesregierung bestreitet nicht, dass die Jugendarbeitslosigkeit in Hessen viel zu hoch ist.

- Der Unterrichtsausfall erreicht Rekordhöhen

An Hessischen Schulen fallen 7% des Unterrichts aus. Im Durchschnitt in einer Woche zweimal Unterrichtsausfall. Es wurden sogar 1000 Lehrerstellen gestrichen. Umgerechnet fehlen in Hessen mittlerweile 2300 Lehrerstellen.

Bildnachweis: de.indymedia.org "Plakate verschönert: (Anti-)Wahlkampf in Hessen gestartet" (2003)